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2021-04-28

Histamin - Freund oder Feind?

Die Beteiligung von Histamin bei allergischen Symptomen ist schon lange bekannt.

Dabei handelt es sich um einen körpereigenen Stoff, der an vielen lebenswichtigen Prozessen im Körper beteiligt.

Allergie, Pseudoallergie oder Intoleranz?
Löst ein bestimmtes Allergen bei einem Menschen eine Immunreaktion aus, kommt es zu den bekannten allergischen Symptomen.

Dies setzt jedoch einen Erstkontakt mit entsprechender Sensibilisierung voraus. Erst bei einem erneuten Kontakt, auch kleiner Mengen, wird die allergische Reaktion ausgelöst.

Bei einer Pseudoallergie findet ohne Erstkontakt eine allergische Reaktion statt, allergiespezifische Antikörper sind jedoch nicht nachweisbar.

Allerdings ist die Reaktion der Betroffenen mengenunabhängig: Kleinere Mengen werden sogar toleriert, bei größeren Mengen ist die Reaktion umso stärker, je mehr von dem Stoff aufgenommen wird. Deshalb spricht man heute von einer Intoleranz.

Eine ganze Reihe von Substanzen (Histaminliberatoren) können der Auslöser sein: Oft handelt es sich um Zusatzstoffe, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden, wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Antioxidantien, Süßstoffe und Geschmackverstärker (Glutamat). Doch auch natürliche Stoffe, wie Salicylate (Beerenobst), Aromen oder Lektine (Erdbeeren, Soja) und bestimmte Medikamente (u. a. Schmerz- und Röntgenkontrastmittel) können verantwortlich für eine pseudoallergische Reaktion sein.

Sowohl bei der Allergie als auch der Pseudoallergie wird Histamin ausgeschüttet, da eigentlich bei der Abwehr von körperfremden Stoffen helfen soll, eine Invasion zu unterbinden. Es fällt auch als Nebenprodukt beim Abbau von Proteinen an und wird von vielen lebenden Organismen (Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen) gebildet. Deshalb ist Histamin besonders in proteinreichen Lebensmitteln enthalten, die einen langen Reifungsprozess hinter sich haben und schlichtweg zu verderben beginnen. Muskelfleisch oder bestimmte Fischarten sind sehr reich an der normalerweise harmlosen Aminosäure Histidin. Diese wird schnell in Histamin umgewandelt. Je länger ein Fisch nicht verarbeitet wurde, desto mehr Histamin enthält er - neben anderen giftigen Bestandteilen.

Histamin - besser als sein Ruf
Zugegeben, auf den ersten Blick fällt es schwer, etwas Positives an Erbrechen, Krämpfen, Anschwellen der Haut und Schleimhaut mit Niesen, Hustenanfällen und sogar Entzündungen zu erkennen.

Wenn man allerdings bedenkt, dass giftige Stoffe sich nicht weiter ausbreiten sollen und irgenwie auch noch schnell aus dem Körperinneren befördert werden müssen, ergibt es Sinn, dass sogar Durchfälle und Erbrechen zur Notbremse des Körpers gehören.

Vergessen wir nicht, dass der Körper schnell handeln muss, um Schlimmeres zu verhindern.

Weitere wichtige Aufgaben des Histamins:
- Beteiligung am Schlaf-Wach-Rhythmus (steuert die Wachphase)
- Zügelung des Appetits
- Regulation der Körpertemperatur
- Gefäßerweiterung

Die gefäßerweiternde Wirkung bewirkt nicht nur den berühmten roten Kopf, sie hat auch für das Herz und das Kreislaufsystem eine enorme Bedeutung: Der Blutdruck sinkt, doch die Schlagkraft des Herzens nimmt zu.

Gut für einen Sportler, der auf den Startschuss wartet und zu Höchstleistungen bereit ist.

Ein Allergiker, dessen Kreislauf zusammenbricht, sieht dies naturgemäß anders.

Doch wie kommt es zu diesen extremen Gegensätzen?

Das Notfallmanagement des Körpers
Kennen Sie das Gefühl?

Sie haben eine schwere Prüfungssituation vor sich und anstatt ruhig und gelassen zu lernen und alles in Ihr Gehirn zu füllen, was kurz vorher noch machbar ist, sitzen Sie auf Ihrer Toilette und haben Durchfall.

Ihnen ist kalt unjd Sie beginnen zu zittern, trotzdem ruiniert kalter Schweiß das adrette Kostüm oder den Anzug, wenn es in den Prüfungsraum geht.

Der Grund ist eindeutig Stress.

Was Sie vielleicht nicht ahnen, Ihr Körper bereitet sich vor, Höchstleistungen zu liefern, als gehe es darum, Ihr Leben zu verteidigen.

Natürlich sind noch andere Stoffe (u. a. Adrenalin und Cortisol) beteiligt, aber gerade Histamin macht Ihren Körper bereit, sich dem Kampf zu stellen oder mit der für Sie höchstmöglichen Geschwindigkeit davonzulaufen.

Geht es um das Immunsytem, ist dies nicht anders:
Mastzellen (”Gesundheitspolizei”) bewaffnen sich u.a. mit Histamin, jener chemischen Keule, die geschwungen wird, wenn Eindringlinge den Körper besetzen wollen oder Gifte Ihr Leben bedrohen.

Mastzellen partouillieren im Körper. Entdecken Sie einen Feind, schlagen Sie erbarmungslos zu und setzen u. a. Histamin frei.

Bei einer Allergie, wie dem Heuschnupfen, werden Pollen vom Immunsystem zum Feind erklärt, doch damit schließt es weit über das Ziel. Warum?

Toleranz und Grenzen
Das Immunsystem entscheidet tagtäglich darüber, wer Feind und wer Freund ist.
Der Lernprozess, der hierfür notwendig ist, erfordert eine ständige Kommunikation.
Dazu erhält das Immunsystem Proben, die von spezialisierten Zellen präsentiert werden.

Um eine Entscheidung zu treffen, analysiert das Immunsystem allerdings nicht den kompletten Partikel, sondern orientiert sich an der Oberfläche und hier liegt das Problem: Zellstrukturen, z. B. auf Bakterienzellwänden, können denen im Körper (Gewebe, Blutbestandteile) ähneln. Erfolgt ein unerwünschter Grenzübertritt, kann sogar eine Autoimmunreaktion die Folge sein, bei der körpereigene Strukturen angegriffen werden.

Dort, wo der Kontakt zur Außenwelt stattfindet, sind nicht nur die Haut, sondern besonders die Schleimhäute unsere wichtigsten Barrieren.

Werden sie überwunden, wird das Immunsystem alarmiert. Auch friedlich mit uns in Symbiose lebende Mikroorganismen werden nur geduldet, wenn sie auf ihrer Seite der Grenze bleiben. Einige Bakterien werden sogar als Grenzschützer rekrutiert.

Selbst bei unseren Nährstoffen ist in der Regel kein Übertritt in den Körper ohne “gültigen Passierschein” möglich.

Dennoch passieren Fehler: Es werden giftige Substanzen aufgenommen, es kommt zu einem Kontakt mit pathogenen Viren, Bakterien oder Pilzen und wenn Abwehrmaßnahmen, wie das Histamin, nicht ausreichen, diese zu bekämpfen, werden wir krank.

Bei diesem Krankheitsprozess spielen Entzündungen eine große Rolle.

Macht Histamin krank?
Ein fein abgestimmter Mechanismus sorgt normalerweise dafür, dass nur so viel Histamin produziert wird, wie benötigt. Zudem gibt es körpereigene Enzyme, welche das anfallende Histamin abbauen.
Sind diese Enzymsysteme nicht in der Lage, das anfallende Histamin abzubauen, erät das Gleichgewicht durcheinander und es kann zu den von Allergien bekannten Symptomen kommen.
Es können also mehrere Störfaktoren beteiligt sein. Zum einen bei der Produktion/Aufnahme von Histamin, zum anderen beim Abbau.

Nicht abgebautes Histamin aus dem Darm kann allerdings in den Körper gelangen.
Alkohol und Schmerzmittel erhöhen die Durchlässigkeit der Schleimhäute und tragen auf diese Weise zu einem Übertritt in den Körper bei.

Eine erhöhte Menge an Histamin im Darm kann vorliegen bei:
- Nahrungsmittelallergien
- Einsatz von Protonenpumpenhemmern, wenn der Magen versucht, die physiologische Salzsäureproduktion wieder anzuregen
- unzureichender Magen-/Bauchspeicheldrüsenfunktion mit dadurch bedingter unvollständiger Eiweißverdauung.
- Genuss von Lebensmitteln, die sehr viel Histamin enthalten oder ggf. freisetzen können
- Dysbiose durch Bakterien, besonders im Dünndarm, die Eiweiße vollständig abbauen

Ein gestörter Abbau von Histamin im Darm kann bedingt sein durch:
- Blackade des Histamin abbauenden Enzyms, z. B. durch Alkohol oder Medikamente gegen Bluthochdruck, Parasiten, Antibiotika,…
- Entzündungen der Schleimhäute im Dünndarm, da das Histamin abbauende Enzym nicht in ausreichendem Maße gebildet wird
- zu niedriger pH-Wert im Dünndarm

Eine erhöhte Bildung von Histamin im Körper erfolgt
- bei Allergien, Stess, Entzündungen,
- durch Medikamente, Alkohol, bestimmte Antibiotika oder durch einen Leberschaden

Ein genetischer Effekt dieser Enzymsysteme oder ein Mangel an Co-Faktoren (u. a. B- und C-Vitaminen) kann die Synthese der Enzyme negativ beeinflussen.

Quelle: EHK 2017

Admin - 14:37:14 @ Allgemein

 

 

 
 
 
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